Letzte Aktualisierung: 20. Juli 2008
Eisenbahnstrecken in Bayern (rechtsrheinisch)

Hauptbahnstrecke: Mühldorf - Freilassing (Eröffnung 01.12.1908)

 Beschreibung der Bahnlinie.

Mühldorf - Freilassing

          Die Hauptbahn Mühldorf - Freilassing verläßt den Bahnhof Mühldorf am östlichen Ende, führt noch innerhalb des Bahnhofes über die Distriktsstraße Mühldorf - Neumarkt a Rott und fällt unter Benützung des alten Bahnkörpers der Lokalbahn Mühldorf - Burghausen in südöstlicher Richtung unter Kreuzung der Distriktsstraße Mühldorf - Neuötting gegen den Inn. Nach Überschreitung des Innflusses und der Staatsstraße Mühldorf - Altötting steigt die Bahn von dem Haltepunkt Mühldorf-Ehring ab wieder an, verläßt bei km 5,2 den alten Lokalbahnkörper und führt auf dem neuen zum Bahnhof Tüßling, die Ortschaft gleichen Namens links liegen lassend.
          Am Südostende des Bahnhofes zweigt die Lokalbahn Mühldorf - Burghausen in einem größeren Bogen gegen Osten ab und schließt, zwischen den Ortschaften Heiligenstadt und Burgkirchen hindurchführend, außerhalb des neuerrichteten Haltepunktes Heiligenstadt bei km 10,5 (9,1 alt) an die alte Lokalbahn wieder an.
          Die Hauptbahn führt vom Bahnhof Tüßling aus in südlicher Richtung durch das Mörenbachtal, die Ortschaft Mörmoosen rechts liegen lassend, zum Bahnhof Mauerberg und sodann mit starker Steigung zum Bahnhof Garching.
          An dessen Südende wird die Distriktsstraße Garching - Engelsberg überkreuzt. Alsdann wendet sich die Bahn nach Südosten und überschreitet das Alztal, wobei die Staatsstraße Altötting - Trostberg gekreuzt wird.
          Die Bahn nimmt später eine mehr östliche Richtung an und führt nördlich der Ortschaft Kirchweidach zum Bahnhof Kirchweidach, dann nach Überschreitung der Distriktsstraße Burghausen - Trostberg nördlich der Ortschaft Tyrlaching zum Bahnhof Tyrlaching.
          Von da ab wendet sich die Bahn wieder mehr nach Süden und senkt sich zum Haltepunkt Lanzing herab, hinter diesem die Distriktsstraße Tittmoning - Trostberg überschreitend. Die Bahn führt sodann an den Ortschaften Mühlham und Hausmoning vorbei nach Salling, kreuzt die Distriktsstraße Tittmoning - Waging und mündet im Bahnhof Wiesmühl in die ehemalige Lokalbahn Freilassing - Tittmoning ein. Auf deren Bahnkörper, der hauptbahnmäßig umgebaut wurde, verläuft die Bahn bis Freilassing. Die bisher an die Stadt Laufen heranführende Bahnschleife und der an dieser gelegene Lokalbahnhof Laufen wurden aufgelassen. Der neue Bahnhof Laufen wurde etwa 1 km vom alten entfernt in südwestlicher Richtung angelegt.
          Die Länge der Bahnlinie zwischen den Bahnhöfen Mühldorf und Freilassing beträgt 65,544 km, nach der Luftlinie gemessen rund 57 km.
          Da die Anschlußstation Mühldorf 410,935 m und die Endstation Freilassing 421,080 m über N.N. sich befindet, so liegt letztere um 10,145 m höher als die Station Mühldorf.
          Der kleinste Krümmungshalbmesser mißt bei der Einfahrt in Freilassing 450 m, auf der freien Strecke 700 m.
          Die größte Steigung beträgt in der Richtung nach Mühldorf 10,7 %o, in der Richtung nach Freilassing ebenfalls 10,7 %o, die verlorenen Steigungen betragen 163,04 m.
          Es wurden erbaut: die Bahnhöfe Tüßling, Garching, Wiesmühl und Laufen als Bahnstationen III. Klasse, Mauerberg, Kirchweidach, Tyrlaching, Fridolfing, Kirchanschöring und Surheim als Bahnstationen IV. Klasse, ferner die Haltepunkte Mühldorf=Ehring, Lanzing, Törring, Gierling, Rothanschöring, Pölln, Straß und Gastag. Sämtliche Stationen III. und IV. Klasse sind zentralisiert.
          Die Bahnlinie bewegt sich in ihrer ganzen Ausdehnung im Diluvial= und Alluvial=Gebiet. Auf der eigentlichen Neubaustrecke (km 5,3 - 35,7) waren rund 1 086 000 cbm Erdmassen, hierunter ungefähr 40 000 cbm gebundener Abtrag (Nagelfluhe) zu bewegen. Auf das Meter Länge der Neubaustrecke treffen also 35,7 cbm.
          An größeren Kunstbauten sind hervorzuheben:
               die bereits vorhanden gewesene Brücke über den Inn mit 3 gewölbten Flutöffnungen von je 16,0 m, 2 mit Fachwerk überdeckten Stromöffnungen von 56,3 und 56,4 m Lichtweite und einer gewölbten Sparöffnung von 6,2 m im Widerlager des rechten Flußufers, dann die Brücke über den Hirschbach mit 17,6 m Weite und Blechträgerkonstruktion; ferner als neugebaute Brücken die gewölbte Bahnbrücke über die Staatsstraße Altötting - Trostberg mit 2 Öffnungen zu 14,2 und 14,5 m und 2 Sparöffnungen in den Widerlagern mit je 5,49 m, die gewölbte Bahnbrücke über die Alz mit 3 Öffnungen zu 33,89 + 44,35 + 33,95 m und 2 Sparöffnungen in den Widerlagern zu je 5,75 m; die gewölbte Bahnbrücke über den Mühlbach rechts der Alz mit einer Weite von 33,42 + 2 x 14,2 m; die gewölbte Bahnbrücke über eine Talschlucht bei Unterschnitzing mit 3 gewölbten Öffnungen von 33,85 + 2 x 13,0 m Lichtweite, die Bahnbrücke bei Salling mit 3 Öffnungen von je 11,0 m und Blechträgerkonstruktion und einer gewölbten Öffnung von 4,70 m; endlich die alte Bahnbrücke über die Aachen mit 11,0 m Lichtweite und Blechträgerkonstruktion; ferner die gewölbte Straßenunterführung bei Gastag mit 12,7 + 2 x 5,0 m Lichtweite und die Bahnbrücke über die Sur mit 14,88 und 9,00 m Lichtweite und Blechträgerkonstruktion.
          Auf der Verbindungslinie nach Burghausen kamen 2 Bahnbrücken über den Möhrenbach mit je 4,5 m Lichtweite zur Ausführung.
          Die übrigen Kunstbauten sind Brücken von 2,0 bis 14,0 m Lichtweite, die teils gewölbt, teils mit Betoneisenüberbauten ausgeführt wurden. Ferner wurde eine große Anzahl von Rohrdurchlässen eingelegt.
          Die Wegüberführungen sind teils gewölbt und mit 15,0 m Lichtweite, teils mit Betoneisenüberbauten und 8,5 m Lichtweite ausgeführt.
          Die Gleisbettung ist aus Kies der Bahneinschnitte und Füllgruben hergestellt. Der Oberbau der freien Strecke und der durchgehenden Gleise in den Bahnhöfen besteht aus Schienen der Form X auf Holzquerschwellen, derjenige der Nebengleise aus Schienen der Form IX und I auf Holzquerschwellen.
          Mit dem Bau der Linie wurde am 5. Juni 1907 begonnen. Die Betriebseröffnung erfolgte am 1. Dezember 1908.
          Die 3,48 km langen Verbindungslinie mit einer Gleisbettung aus Kies und einem Oberbau aus Schienen der Form IIa auf Holzquerschwellen wurde am 1. November eröffnet.


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Quellen:        Jahresbericht der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn = Verwaltung für das Betriebsjahr 1908.; E. Mühlthaler's Buch = und Kunstdruckerei A.G.; München

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