Letzte Aktualisierung: 05. Februar 2006

Die Geschichte der
Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen


Die Zeit der Postkutschenreisen
Erlebnisse des Ludwig Börne

von Jürgen Pepke

Arthur Fürst läßt in seinem Werk "Die Welt auf Schienen" Ludwig Börne zu Wort kommen, der Anno Domini 1821 sein Werk "Monographie der deutschen Postschnecke" über das deutsche Postkutschen (Un-)Wesen veröffentlichte:

"...Auf diesen Reisen, die er stets mit Extrapost machte, verursachte ihm aber nichts so viel Ärger als die Postmeister, Posthalter und Postillone, und wenn er auf diese zu sprechen kam, so war er unerschöpflich in Sarkasmen und Schilderungen ihrer Rohheit, Habgier und der Langsamkeit auf den Stationen und im Fahren. Dieser Antagonismus sprach sich auch in seinem letzten Willen aus.

In seinem Testament hatte er Nachstehendes verordnet. Nachdem er diejenigen namentlich aufgeführt, welche seine Leiche zur Ruhestätte begleiten sollten, hieß es: 'Ich verlange ausdrücklich, daß die vorgenannten Personen in mit Extrapostpferden bespannten Wagen meiner Leiche folgen sollen, und sind die diesfälligen Kosten aus den zu meinem Begräbnis ausgesetzten Summen zu bestreiten; denn da es der Anstand erheischt, daß ein Leichenzug feierlich und langsam vor sich gehen muß, so werden die Postillone das letztere unfehlbar am besten ausrichten.

Hätten Sie, wie ich, die Abendzeitung gelesen, Herr Major, wären Sie nicht auch auf meinen nachfolgenden Gedanken gefallen? Man sollte nicht die Leidtragenden, sondern die Leichen selbst auf Hochfürstlich Thurn-und-Taxischen fahrenden Postwagen zum Begräbnisse führen, damit sie Zeit gewönnen, aus dem Scheintode zu erwachen, da, wenn in der Asche des Lebens nur noch ein Fünkchen glimmt, das Rütteln des Wagens es zur Flamme anfachen müsse. Wäre dieses nicht eine sehr gute ambulante Totenschau?"


Quellen: Artur Fürst: Die Welt auf Schienen; Albert Langen Verlag, München 1918

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