von Jürgen Pepke
Arthur Fürst läßt in seinem Werk "Die
Welt auf
Schienen" Ludwig Börne zu Wort kommen, der Anno Domini 1821 sein
Werk "Monographie der deutschen Postschnecke" über das deutsche
Postkutschen (Un-)Wesen veröffentlichte:
"...Auf diesen Reisen, die er stets mit Extrapost machte, verursachte
ihm aber nichts so viel Ärger als die Postmeister, Posthalter und
Postillone, und wenn er auf diese zu sprechen kam, so war er
unerschöpflich in Sarkasmen und Schilderungen ihrer Rohheit,
Habgier und der Langsamkeit auf den Stationen und im Fahren. Dieser
Antagonismus sprach sich auch in seinem letzten Willen aus.
In seinem Testament hatte er Nachstehendes verordnet. Nachdem er
diejenigen namentlich aufgeführt, welche seine Leiche zur
Ruhestätte begleiten sollten, hieß es: 'Ich verlange
ausdrücklich, daß die vorgenannten Personen in mit
Extrapostpferden bespannten Wagen meiner Leiche folgen sollen, und sind
die diesfälligen Kosten aus den zu meinem Begräbnis
ausgesetzten Summen zu bestreiten; denn da es der Anstand erheischt,
daß ein Leichenzug feierlich und langsam vor sich gehen
muß, so werden die Postillone das letztere unfehlbar am besten
ausrichten.
Hätten Sie, wie ich, die Abendzeitung gelesen, Herr Major,
wären Sie nicht auch auf meinen nachfolgenden Gedanken gefallen?
Man sollte nicht die Leidtragenden, sondern die Leichen selbst auf
Hochfürstlich Thurn-und-Taxischen fahrenden Postwagen zum
Begräbnisse führen, damit sie Zeit gewönnen, aus dem
Scheintode zu erwachen, da, wenn in der Asche des Lebens nur noch ein
Fünkchen glimmt, das Rütteln des Wagens es zur Flamme
anfachen müsse. Wäre dieses nicht eine sehr gute ambulante
Totenschau?"
Quellen: Artur Fürst: Die Welt auf Schienen; Albert Langen
Verlag, München 1918