Letzte Aktualisierung: 02. November 2008
Eisenbahnstrecken in Bayern (rechtsrheinisch)

Lokalbahnstrecke: Kempten - Sibratshofen - Isny (Eröffnung 14.10.1909)

 Beschreibung der Bahnlinie.

Kempten - Sibratshofen - Isny

          Die Lokalbahn biegt aus dem Bahnhof Kempten i A in scharfer Krümmung mit einer Steigung von 25 %o nach Südwesten aus und führt nach Überschreitung der Staatsstraße Kempten - Immenstadt in westlicher Richtung zum Haltepunkt Steufzgen, überquert sodann den Wilsmoosbach und die Staatsstraße Kempten - Lindau und erreicht, nachdem noch der Wasserlauf der Rottach übersetzt wurde, stark steigend die Ladestelle Rothkreuz.
          Dem linken Rottachufer entlang verlaufend, kreuzt die Bahn die Distriktsstraße Rothkreuz - Kürnachtal, übersetzt kurz darauf die Rottach zum zweiten Male, biegt in scharfer Krümmung nach Norden ab, überschreitet mit einer aus 5 Bogen bestehenden Brücke nochmals den Wasserlauf der Rottach sowie die Distriktsstraße Rothkreuz - Kürnachtal und zieht sich den Herrenwieserweiher links lassend, mit 25 %o Steigung zum Bahnhof Ermengerst, der an der Südseite der gleichnamigen Ortschaft angelegt ist, empor.
          Unter Überschreitung des Ermengerster Mühlbaches in einer großen Schleife nach Südwesten sich wendend überquert die Bahn sodann zum dritten Male die Distriktsstraße Rothkreuz - Kürnachtal, zieht sich zwischen Distriktsstraße und den Steilhängen der kleinen Rottach hin, überschreitet mittelst eines hohen Dammes den Hölzerstobel und führt in einer scharfen Linkskrümmung und starker Steigung zu dem im Walde angelegten Bahnhof Kürnach.
          Hierauf überschreitet die Bahn die kleine Rottach, steigt bis km 12,3 und senkt sich dann unter Überkreuzung des Sommerauer = Tobels zu dem westlich der Ortschaft Buchenberg errichteten Bahnhof gleichen Namens herab.
          Zuerst nach Westen, dann allmählich nach Süden gerichtet, gelangt die Bahn unter steter Steigung zur Ladestelle Schwarzerd.
          Nach Überkreuzung der Staatsstraße Kempten - Lindau und nach einer kurzen Gefällstrecke steigt die Bahn in südlicher Richtung mit durchschnittlich 25 %o zur Wasserscheide Donau - Rhein empor und erreicht bei km 17,39 auf einer Höhe von 937,9 m über N.N. den zurzeit höchstgelegenen Punkt der deutschen Adhäsionsbahnen. In kurzem Gefäll mit einer Wendung nach Westen wird dann nördlich der Ortschaft Hellengerst der Bahnhof gleichen Namens erreicht.
          Die Bahn fährt hierauf in südwestlicher Richtung mit 25 %o Gefälle in das Tal des Speckbaches und des Weitnauer Baches und zum Haltepunkt Moos hinab, erreicht in der Richtung nach Westen dem Steilhange des Weitnauer Baches folgend hinter einer Wegunterführung den Bahnhof Weitnau, der nördlich der gleichnamigen Ortschaft angelegt ist, und fällt dann stetig in westlicher Richtung bis zum Bahnhof Sibratshofen herab, der etwa 3,6 km nördlich von der Ortschaft gleichen Namens sich befindet.
          Von km 27,921 ab wurde die Bahn durch die württembergische Staatseisenbahnverwaltung über Kleinweiler = Hofen, Großholzleute und Rothenbach bis zur Station Isny fortgeführt.
          Die Länge der Bahnlinie zwischen der Ausgangsstation Kempten i A und der bayerischen Endstation Sibratshofen beträgt 27,901 km, nach der Luftlinie gemessen rund 19,0 km. Die Ausgangsstation Kempten i A liegt 695,320 m, der Bahnhof Sibratshofen 759,770 m über N.N., dieser also um 64,450 m höher. Der kleinste Krümmungshalbmesser mißt 180 m. Die größte Steigung beträgt in beiden Richtungen 25 %o. Die verlorenen Steigungen betragen 195,958 m.
          An Verkehrsstellen sind vorhanden: die Bahnhöfe Ermengerst, Kürnach, Buchenberg, Hellengerst, Weitnau und Sibratshofen, der Haltepunkt Steufzgen und die Haltepunkte mit Ladestelle Rothkreuz, Schwarzerd und Moos.
          Die Bahnlinie bewegt sich im Diluvium. Es wurden im ganzen rund 280 000 cbm Erdmassen oder 10,04 cbm für das Meter Bahnlänge gefördert.
          An Kunstbauten sind hervorzuheben:
               die betongewölbten Brücken über die Rottach bei km 4,606 mit 1 X 11,0 + 2 X 8,40 m Lichtweite, bei km 6,287 mit 1 X 11,00 + 1 X 8,40 m Lichtweite und bei km 6,603 mit 1 X 11,00 + 3 X 8,40 + 1 X 4,80 m Lichtweite; die Straßenunterführungen (einbetonierte Walzeisenträger) bei km 1,686 mit 7,00 m Lichtweite, bei km 6,225 mit 5,77 m Lichtweite und bei km 24,804 mit 7,05 m Lichtweite.
          Außerdem wurden mehrere kleine Brücken, zahlreiche Zementrohrdurchlässe und einige längere Stützmauern hergestellt.
          Ferner waren mehrere größere Weg = und Bachverlegungen erforderlich, nämlich die Verlegungen der Distriktsstraße Rothkreuz - Kürnachtal bei km 6,225 und 10,390, des Ortsverbindungsweges am Bahnhof Ermengerst bei km 8,786 sowie der Forstwege bei km 15,523 und die Verlegungen der kleinen Rottach zwischen km 6,81 und 6,86 und bei km 11,51, des Mühlbachs bei km 8,86 in Ermengerst, des Speckbachs zwischen km 18,90 und 19,00 und zwischen km 19,70 und 19,73, ferner des Weitnauer Baches zwischen km 24,46 und 24,52.
          Die Zufahr = und Ladestraßen wurden auf Kosten der Gemeinden hergestellt.
          Die Gleisbettung besteht aus Kies aus der bahnärarischen Kiesgrube bei Station Heising. Der Oberbau wurde aus alten Schienen der Form I, IIa und IIb auf neuen Holzquerschwellen ausgeführt.
          Mit dem Bau der Bahn wurde im Juli 1907 begonnen. Der Betrieb wurde am 14. Oktober 1909 eröffnet.


Hinweis: Der Text wurde im Original wiedergegeben, inhaltliche oder sonstige Fehler befinden sich bereits im Originaldokument!

Quellen:        Jahresbericht der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn = Verwaltung für das Betriebsjahr 1909.; E. Mühlthaler's Buch = und Kunstdruckerei A.G.; München

zurück zur Übersichtsseite

© 2008 by J. Pepke